Rückschau ICT

Smarte Netze für eine datengetriebene Schweiz

Swiss Telecommunication Summit 2024 vom 18. Juni 2024, Bern

01.07.2024

Im Zeitalter der Hyperkonnektivität werden der sichere Datentransport und die schnelle Datenverarbeitung zu treibenden Faktoren der Innovation. Am diesjährigen Swiss Telecommunication Summit 2024 zeigten sich sowohl die ICT-Branche wie auch die Politik davon überzeugt, dass die Schweiz über die dafür notwendige moderne Infrastruktur verfügen muss. Gleichzeitig wurde deutlich, wie stark sich die Dynamik von technologischen Entwicklungen und politischen Prozessen unterscheidet.

«Dank Ihnen sind wir unschlagbar», erklärte Bundesrat Albert Rösti in seiner Rede zum Auftakt des Swiss Telecom­munication Summits der im Berner Kursaal versammelten ICT-Branche: «Seit Anfang dieses Jahres gilt in der Schweiz 80 Megabit pro Sekunde als Grundversorgungsstand und es gibt kein anderes Land mit einer vergleichbaren Grundversorgung.» Der Vorsteher des Eidge­nös­sischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation räumte aber auch Handlungsbedarf ein, beispielsweise beim Glasfaserausbau, wo der Bund mit Förderinvestitionen von bis zu 750 Millionen Franken zum Schliessen der Versorgungslücken in ländlichen Gebieten beitragen will. Zudem solle nun der Aufbau eines qualitativ hochstehenden 5G-Netzes vorangetrieben werden, sagte Rösti. Er sei sich allerdings bewusst, dass die hierzu notwendigen Planungs- und Bewilligungs­verfahren der Innovationsdynamik der Branche hinterherhinkten.

Damit umriss Albert Rösti ein Spannungsfeld, das am Swiss Telecom­munication Summit 2024 immer wieder zur Sprache kam. Auf der einen Seite standen zahlreiche Beispiele für den erfolgreichen Einsatz neuster Technologien und innovativen Geschäftsmodellen, um aus Daten Wissen und wertschöpfende Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei steigen mit smarteren Services auch die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Energieeffizienz der Netze weiter an. Auf der anderen Seite eine Politik, die das Potenzial neuer technologischer Entwicklungen für Wirtschaft und Gesellschaft erkennt und nutzen will, gleichzeitig aber auch mögliche Risiken im Blick behalten und Vorbehalte in der Bevölkerung begegnen muss.

In der Podiumsdiskussion, die den Schlusspunkt unter ein reichhaltiges Programm setzte, brachte Sunrise-CEO André Krause diesen Gegensatz pointiert auf den Punkt: «Mir fehlt in der politischen Diskussion oft der Wille, die Vision», sagte er, «ich finde uns – trotz der starken Infrastrukturen und Ressourcen, die wir haben – manchmal zu zögerlich.» Die grüne Fraktionspräsidentin Aline Trede stimmte ihm zu: «Wir könnten schneller sein.» Aber Digitalthemen würden im Parlament – im Gegensatz etwa zum Wolf – kaum diskutiert, und wo die Diskussion fehle, würden dann auch Vorlagen wie die an der Urne deutlich abgelehnten E-ID nicht sorgfältig und mehrheitsfähig genug ausgearbeitet. Elisabeth Ehrensperger von TA-SWISS, Stiftung für Technologie­folgen-Abschätzung, gab zu bedenken, dass es kein Nachteil sein müsse, wenn die Mühlen der Demokratie langsamer mahlen und sich die Technologie­entwicklung an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung orientieren müsse. Das mache die Sache zwar komplizierter, aber die Lösungen seien dann auch nachhaltiger, weil politisch legitimiert.

Autorin
Christine D'Anna-Huber

ist freie Wissen­schafts­jour­nalistin und Redak­torin des Asut-Bulletins.

  • CDH Wissenschaft im Text, 6900 Paradiso

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